Konvois, Monsune, Flusspegel und Wintereis schrieben Zeitpläne. Kaufleute kalkulierten Sturmzonen, Piraterie, Zollstationen, Kapitalbindung. Ein verfehlter Markttermin konnte ein Service entwerten, eine glückliche Ankunft Modewellen befeuern. So wanderten Dekore, Maßeinheiten und sogar Trinkgewohnheiten über Meere und Grenzen, geformt von Versicherungsverträgen, Hafenordnungen und der Geduld ungezählter Hände unterwegs.
Bodenmarken, eingeritzte Zahlen, unterglasurblaue Schwertchen oder Pressodeln sind Reisepässe aus Ton. Sie verraten Manufakturen, Chargen, Qualitätsstufen und manchmal Fälschungsversuche. Sammler, Restauratorinnen und Familien stöbern in Archiven, um Herkunft zu klären, Geschichten nachzuzeichnen und die feinen Unterschiede zwischen offizieller Produktion, Nachahmung und ehrgeiziger Provinzwerkstatt sichtbar zu machen.
Zwischen Manufaktur und Tafel lagen Musterbücher, Agenten, Wanderkaufleute, Kreditlinien, Kommissionen. Familienfirmen bauten über Generationen Vertrauensbrücken, die neue Dekore risikofähig machten. Empfehlungsschreiben ersetzten Ratings, Wirtshausgespräche wirkten wie heutige Foren. So entstanden Netze, die Geschmack kuratierten, Fehlchargen abfederten und auch abgelegene Orte an modische Wellen anschlossen.
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